Hip Kola

statement: Are avant-garde practices still important to you?

montage, cut-up, remix and deconstruction are among the avant-garde practices that I use, because the dominant language modes can so be easily speared and deconstructed …

project: hate & lies // hass & lügen News from the human zoo // Neues aus dem Menschenzoo

project description:

“hate & lies” is a montage from the subject lines of approx. 500 „stimmenraush“ mails, which were sent between April 27th, 2015 and November 8th, 2017 („stimmenrausch“ is a newsletter for literary events in Berlin, which is published by max pfeifer).

project: The gold sickle in the star field // Die Goldsichel im Sternenfeld

project description:

die goldsichel im sternenfeld“ (the gold sickle in the star field) with corresponding image.

I made the layout for the book, so I was able to copy and paste selected passages / abstracts directly into a word.doc and then assemble them.

text: Die Goldsichel im Sternenfeld

In den Zisternen, unter dem Baum, der schwankend seine Vogelschar entlässt,
zittern vor Kälte die Finger des Alls, zur Stunde, da die Löwen trinken gehen.
Im Traum über Mittag, mit Nacht bepackt, wiegt sich die Sonne, ein fettes Schaf.
Das Gähnen eines Kannibalen ist des Hungers Bruder. Die Dämmerung, vermehrt
von Silbertauben im Silberhaar des Regens, den ich liebte, und seiner Liebe,
schweigsam stets bedroht. Sinkender Schlaf bringt die Schatten zum Beben.
Abendlicht glimmt auf dem Strohhalm im Stall (nachtschwarz Kind, ein Funkendieb
das Meer), das Meer, von einem Hauch von Schlaf erleuchtet. Stille — ist ein Vogel,
dessen Flügelschlag die Luft wie einen Diamanten schleift, wie finstere Helle, die aus
Sternen fällt und Schatten wird im flammenden Aquarium. Der Tod, ein untiefer Bach,
verleumdet Seufzer, Fieberträume reißenden Wassers auf leerem Blatt, das die Weiße
verteidigt. Zwischen Abend und Nacht zieht ein Bär die Grenze, dafür,  dass ich ihm
(der aus Übereifer sich tötete, der an Trägheit starb), eines Morgens begegnet bin.
Spinnen und Veilchen tragen sein Lächeln zum Brunnen, wo ich verdurste.

Montage von und nach Sätzen aus:
Felix Philipp Ingold, Aus dem Gedächtnis, Ein Hundert memorierte Verse (frz./dt.),
nach Georges Schéhadé (Moloko Print, Pretzien 2019).

project: small apocalypticon // kleines apokalyptikon

project description:

small apocalypticon” contains extracts from perspective no. 96/97 (in some extent adapted and new arranged, plus images of its creation / montage). Furthermore the text consists of usual (self-written 😉 poetry and anagrammatic passages / abstracts.

text: Die Mauer ist alles, was der Fall ist - KLEINES APOKALYPTIKON nach Ludwig Wittgenstein

Undankbar in die Sonne blinzeln
unter barbarischen Wolken
bleich steigt der Tag übern Zaun

Kinder proben
den Anstand
vor der Rutsche
stimmen sich ein
auf den Rhythmus
der offenen Rechnungen

Fontänen gleißen
Viertakter plärren
Warnwestler graben
nach Schemen
am Kabel
gewunden
um Geld
Silben
Bonzen …

Die Mauer war mehr als eine Raumidee

Ein Chor von Kassandren singt
„Flaum in den Poren
und Schotter im Kopf
Flitter im Netz
der an nichts erinnert“

Im Weg stand Die Mauer
von der Blüte zur Wut
ein ehrloser Kropf
zwischen Landschaft und Barschaft
von Niemand hat die Absicht …
bis Sofort, unverzüglich
zurück von der Zweiheit
zur Streicheleinheit

Einmalig friedlich
ein flauer Knall
preist den Flieger im Azur
leise rußt die Reiselust
Demut atmet still im Pass
der Brandfleck von Atlantis
verbindet die Kontinente

Wo der Gewinn
das Blaue schindet
verweist er stilvoll
die Markenprolos
die Sommerzeitler
ohne Ab- oder Zukunft
auf das Strammstehen
vor der Wassersuppe

Im peinlich heiteren Singsang
der Krönung beiwohnen dürfen
„das schmeckt doch gleich ganz anders“

So bist du entkommen
aus der eisigen Zeit

Im Antikomnibus
zischen Bilderpumpen
Senf und Softeis
schmieren römische Fitness
deren steilste Version
unter dem Esstisch
um isometrische
Eiformen kreist

Am Renntag segnen
Narren rote Astern
ein Tenor erntet Rosen
tarnt seine Sorgen
rät dem Senator
der in Ärger sich sonnt
das Garn zu rösten
im transerogenen
tönernen Sarg
nach Art eines Gönners

Die kaputte
durch den Traum
in die Ferne gerückte
Weltmoral
zerfällt zu Zellklumpen
mit Mikroprozessoren
ohne nennenswertes Nachtleben

So bist du entlassen
in die große Freizeit
siehst den Ahorn vergreisen
hörst das dudenhafte
Stimmengewirr in den Rissen
deiner Wahrnehmung
den astralen Diskurs
der die Axt auf die Erle hetzt
die kleinste Regung
stört das Konzept

Scharfer Atem
trockene Hände
müde Gesten
radikale Blicke
ins Potenzgeknister

Pünktlich zum Frühstück
kollabiert das Universum
für alle Kapitalversteher
die in tiefer Dunkelheit
Kumuli zurechtstutzen
in diesem himmlischen
von Schellen verquollenen Antlitz

Reifenabrieb
Haikadaver
Fledermäuse
fallen tot vom Himmel
alles Stehende verdampft
im derben Kino-Output

Spinnen am Faden
unsichtbare Hände
bewegt von einer
seltsamen Mechanik
flackern aus den
Fenstern einer Bank
in den Auslagen
leuchten die Erdbeeren
Gläser klirren sanft
wenn der erste Eiszapfen fällt
es Zitate hagelt als Handgeld

Ein Chor von Kassandren singt
„Flaum in den Poren
und Schotter im Kopf
Flitter im Netz
der an nichts erinnert“

Faule Kredite
beschreiben die Flugbahn
für Eier und gammeliges Obst
als eine Funktion des Hamsterrads
eine Weichenstellung im Schutt
in Beton gegossene Paranoia
auf der Fahrt zum Schafott

Realflaum entschwebt
aus verschollenen Quellen
schwarz fällt die Nacht in den Teich …

Einige Textpassagen sind (teils adaptierte und neu justierte) Exzerpte aus: perspektive – hefte für zeitgenössische literatur 96/97, Graz/Berlin 2018/2019.